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Carl Philipp Emanuel Bach (1714-1788)

Die Empfindungen des C.P.E.Bach

Clavier-Fantasie mit Begleitung einer Violine (1787)

Diese sehr eigenartige Fantasie schrieb C.P.E.Bach ein Jahr vor seinem Tod, zunächst für Klavier solo, später kam noch eine einfache und fakultative Violinstimme dazu. Der einleitende Satz ist mit "Sehr traurig und ganz langsam" überschrieben. Wie einige andere Werke C.P.E.Bachs bricht dieses Stück die überlieferten Formen radikal auf, und die Musik ist derart unvorhersehbar und überraschend wie eine Improvisation. Man mag kaum glauben, dass es sich um einen ausgeschriebenen und gedruckten Text handelt. Das Werk ist eine erfrischende Bereicherung der Recitalliteratur und lässt sich auch gut mit modernen Werken, z.B. Weberns "Vier Stücken" programmieren. 

Man kann eine literarische Parallele zu Lawrence Sterne (1713-1768) sehen, der in seinem "The Life and Opinions of Tristram Shandy, Gentleman" (1759-1767) die überlieferte Romanform radikal dekonstruierte zugunsten eines frei assoziativen subjektiven Schreibens, das Proust und Joyce um 150 Jahre vorwegnimmt. Dieser Roman erschien schon 1774  in Hamburg in einer Deutschen Übersetzung des Musikers Bode und wurde auch auf dem Kontinent allgemein bekannt und berühmt. Sternes Roman "Sentimental Journey" ("Empfindsame Reise" 1768) wurde schon im Erscheinungsjahr von Bode ins Deutsche übersetzt. Das englische "sentimental" wurde auf Vorschlag Lessings mit dem eigens erfundenen Neuwort "empfindsam" ins Deutsche übersetzt. Damit wurde auch das Zeitalter der Empfindsamkeit eingeleitet.

Carl Philipp Emanuel Bach war seit 1768 in Hamburg ansässig, wo auch die Werke Sternes zuerst auf Deutsch erschienen. Er muss diese Werke somit gekannt haben und wenn er von "Empfindungen" spricht, so versteht er diese höchstwahrscheinlich so wie Sterne.

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