• Golden Decade

Golden Decade

In ihrem Dresdner Projekt brachte Patricia Kopatchinskaja an drei Abenden im Juni 2024 gleich sechs der wichtigsten, aber auch anspruchsvollsten Violinkonzerte des 20. Jahrhunderts zur Aufführung mit der Dresdner Philharmonie im Kulturpalast Dresden – von Igor Strawinski, Sergei Prokofjew, Arnold Schönberg, Alban Berg, Béla Bartók und Karl Amadeus Hartmann. Und nicht nur das:

Patricia Kopatchinskaja selbst führte auch als Moderatorin durch die drei Abende und stellt die sechs Violinkonzerte in Text und Bild in ihren historischen Kontexten der Entstehung, ihrer Auftraggeber und der Uraufführungen vor.

Alle sechs Violinkonzerte sind nicht zufällig Werke einer Dekade, der 1930er Jahre. Ihre Komponisten waren Emigranten, Zurückgezogene, Entwurzelte oder rechtzeitig Gestorbene, alle waren auf verschiedene Art durch die politischen Ereignisse Erschütterte. Gleichzeitig entstand, nachdem der Bruch durch den Ersten Weltkrieg vielfach zu künstlerischen Neuansätzen in kleineren Formen geführt hatte, in den 1930er Jahren bei vielen Komponisten wieder das Bestreben, in größeren sinfonischen Kategorien zu denken.

Von den Violinkonzerten des 20. Jahrhunderts ist wohl das von Alban Berg das ergreifendste, das von Arnold Schönberg das monumentalste. Berg widmete sein Werk „Dem Andenken eines Engels“, der früh verstorbenen Manon Gropius. Schönberg schrieb sein Konzert in den ersten Jahren der Emigration, es bildet eine große Zusammenfassung seiner kompositorischen Errungenschaften.

Die Musik Strawinskis und Prokofjews hat viele gemeinsame Quellen. Die Temperamente der beiden Komponisten jedoch sehr unterschiedlich: Strawinskis Musik ist vor allem rhythmisch profiliert und in ihren scharfen Konturen aufs Feinste ausgearbeitet. Bei Prokofjew dagegen fließen die Melodien oft frei strömend dahin, unterstützt von pikanten und originellen Harmonien.

Ein Violinkonzert ist immer auch ein großer Gesang. In Karl Amadeus Hartmanns „Concerto funebre“ stimmt die Geige eine weitausholende Klage an. Schließlich kann auch Bartóks großes Zweites Violinkonzert als eine unendliche Melodie gehört werden, deren Faden die drei sehr kontrastreichen Sätze verbindet.

Mitwirkende:
Patricia Kopatchinskaja, Violine
Charlotte Thiele, Violine
Dresdner Philharmonie
Leitung: Jonathan Stockhammer